„In meinem Garten gärtnert die Natur“: Sindys (Un)kräuter-Paradies

Während sich manche mit vollem Körpereinsatz um ihre Gartenpflanzen bemühen, lässt Sindy die Natur machen, was sie will. Und die will vor allem gesunde Kräuter fabrizieren. Mit einem genaueren Blick in Sindys natürliche Gartenvielfalt zeigen wir Ihnen, welche Pflanzen zu Unrecht als Unkraut verschrien sind.

Wenn die Natur macht, was sie will

…dann bringt sie eine Menge wertvolle Pflanzen zum sprießen. Die Gelegenheit dazu bekommt sie beispielsweise in Sindys unkonventionellem Garten, denn dort „wächst, was wachsen will“.

Die Botanikerin zieht keine Kräuter im üblichen Sinne, sondern nutzt, was sie in der Natur finden kann. All ihre Schätze präsentiert sie auf ihrem Blog Unkrautgourmet. Beim Lesen von Sindys Geschichten, Experimenten und Tipps rund ums Unkraut wird klar: Ihre Vorgehensweise beschert ihr eine große Auswahl an Gewächsen – sowohl für die Küchenapotheke, welche wir Ihnen in diesem Beitrag vorgestellt haben, als auch den Gewürzgarten nach dem Vorbild von Ariane:

Wildkräuter im Naturgarten
In Sindys Naturgarten finden sich Wildkräuter für die verschiedensten Beschwerden.

„Auf der Wiese wachsen Rot- und Weißklee, die den Hormonhaushalt in den Wechseljahren normalisieren können. Auch Odermenning wächst verstreut, der bei Stimmbandproblemen und Verdauungsbeschwerden eingesetzt wird. Daneben finden sich das stoffwechselanregende Gänseblümchen und das hustenlösende Veilchen.

Löwenzahn dient mir als Vitaminspender und Stoffwechselturbo, Gundermann als Mittel gegen hartnäckige Erkältungen und schlecht heilende Wunden. Breit- und Spitzwegerich verwende ich als Gemüsegrundlage oder mache daraus Hustensirup. Ferkelkraut, wilde Pastinake und wilde Möhre dienen mir als Würzkraut. Eher randständig im Schatten wächst der Giersch als Vitaminspender, gegen Rheuma und Gicht.“

Wildkräuter bestimmen
Ein Wildkräutergarten bringt einen beeindruckenden Pflanzenreichtum hervor.

Vor allem der Entsorgung verschriebene Pflanzenreste entpuppen sich als wahre Schatzkammern: „Auf dem Kompost gedeiht mein persönlich favorisierter Jungbrunnen: die stoffechselanregenden, harntreibenden und vitalisierenden Brennesseln“, so die Gartenfreundin.

Besonders an der jährlich wachsenden Kräutervielfalt hat Sindy große Freude: „Letztes Jahr hat sich ein echter Wermut (Arthemisis absinthium) in meinem Garten angesiedelt. Vor zwei Jahren kam der Bärlauch in meinen Garten und vermehrt sich seitdem von allein.“

Bärlauch beim Trocknen
In Sindys Garten wächst mittlerweile so viel Bärlauch, dass sie gar nicht alle Blätter frisch verarbeiten kann. Daher hängt sie einen Teil zum Trocknen in den Garten. Wie Sie dabei vorgehen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Damit der Gang in den Naturgarten auch ohne spezielle Anzucht jedes Mal einen neuen Kräuterfund garantiert, muss man wissen, „welches Heilpotential in den wild wachsenden Pflanzen steckt, die allgemein hin eher als Unkraut vernichtet werden“, betont die Unkrautgourmande.

Was bringt der Kräutermonat März?

An der Schwelle zum Frühling ist die Natur in Sachen Heil- und Genusskräuter ganz schön produktiv und beschert Naturgärtnern wie Sindy eine beträchtliche Pflanzenvielfalt:

„Im März sprießen vor allem Löwenzahn, Giersch und Brennessel. Das sind für mich Wild-, Salat- und Heilkräuter zugleich. Hildegard von Bingen hat den Giersch noch als Heilkraut gelistet, heute ist sein Namen nur noch unter den Unkräutern zu lesen – aber zu Unrecht.

Gundermann blühend
Mit Gundermann liegen Sie voll im Detox-Trend!

Auch Spitz- und Breitwegerich, Gundermann schießen aus der Erde und lassen sich als Heilkräuter einsetzen. Gundermann bindet z.B. Schwermetalle im Körper und eignet sich als „Detox“-Zutat. Man benötigt auch nur ein paar Blättchen. Auf Grund des doch recht harzigen Geschmacks reicht es, ihn sparsam in der Küche einzusetzten.

Ansonsten ist der März eine gute Zeit die frischen Triebe von Blut-, Nelken und Meisterwurz, Liebstöckel, Meerrettich, Wegwarte und die Neuaustriebe der Eichen, Birken und Rosskastanien nutzen.“

Fundstellen im Wildkrautgarten

All diese Schätze finden Sie an einem „artgerechten Standort mit einer optimalen Bodenzusammensetzung und Lichtverhältnissen und guten Wachstumsbedingungen“, erklärt unsere Expertin. Denn dort können die Pflanzen „ein Maximum an Inhaltsstoffen ausbilden“.

Wo diese Verhältnisse gegeben sind, zeigt Ihnen die Natur mit einem prächtigen Pflanzenwachstum: „Wild gesammelte Heil- und Wildkräuter gedeihen meist an Orten, wo beides gegeben ist und sind deshalb auch so reich an wirksamen Inhaltsstoffen. Deswegen – und weil ich eine recht faule Gärtnerin bin – überlasse ich den Pflanzen meist selbst, wo sie wachsen wollen. Die heimische Natur ist der beste Gärtner und bietet eine riesige frei zugängliche Pflanzenapotheke. Sie müssen nur zugreifen“, rät Sindy.

Wenn schon ein Wildkräutergarten so positive Wirkungen auf Körper und Geist entfalten kann – welche Wunder vollbringt dann eine Auszeit in einem ganzen Kräuterlandhof? Die Antwort finden Sie in diesem Beitrag.

Entdecken Sie die (Un)Kräuterküche

Natürlich wachsende Kräuter sind wahre Vitaminbomben und halten Sie vor allem in der kalten Jahreszeit gesund. Auch Sindy sieht in einer ausgewogenen Ernähung mit hohem Wildkräuteranteil die beste Medizin gegen Erkältungen:

„Ernährt man sich von Frühling bis Herbst mit vielen frischen Kräutern, kommt man den Winter auch gut ohne Erkältung über die Runden. Wildkräuter sind wahre Gesundheitsbrunnen. Sie enthalten sehr viele Vitamine und Mineralstoffe. Gierschblätter enthalten zum Beispiel doppelt so viel Vitamin C wie Grünkohl, dazu Spurenelementen wie Eisen, Kalium, Mangan oder Kupfer. Das wird von der Brennnessel noch überboten! In ihren Blättern findet sich gar die dreifache Menge an Vitamin C, dazu noch Phytohormone und ein ganzes Arsenal an leicht verfügbaren Mineralien wie Silicium, Magnesium und Calcium.“

Menü aus Wildkräutern
Gartenschaumkrautbrot, Brennesselquiche, Löwenzahndesesrt: Ein 3-Gänge-Menü aus Wildkräutern – farbenfroh und voll von Nährstoffen.

Dank des hohen Gehalts an Inhaltsstoffen entfalten die Kräuter schon bei einer Zunahme in geringen Mengen ihre Wirkung: „Eine Handvoll am Tag reicht völlig“, empfiehlt unsere Expertin. Bereits mit dieser kleinen Dosis kommen Sie gegen erste Anzeichen von Erkältungen an – und verpackt in leckeren Rezepten gleichzeitig in den Genuss der aromatischen Naturkräuter.

Lecker und heilsam: Rezepte aus der (Un)Kräuterküche

Ob Erkältung oder nicht: Sindys Kräuterrezepte sind gesund und lecker und bringen Sie fit und munter durch das ganze Jahr – so wie auch ihr Brennessel-Smoothie und ihr Giersch-Pesto.

Brennessel-Smoothie

Schnell und einfach zubereitet ist der Brennesselsmoothie ein optimaler Snack für Zwischendurch und zudem ein Last-Minute-Erkältungsstopper: „Beim ersten Jucken in der Nase, kann ein Smoothie mit einer Handvoll Brennnesselblättern, Banane und Apfel oft die Erkältung noch einmal abwehren.“

Brennessel-Smoothie
Zur Abwechslung können Sie Sindys Brennessel-Smoothie auch mit Spinat aufpeppen.

Natürlich können Sie die Obstsorte ganz nach Ihrem Geschmack varriieren. Maracuja, Papaja oder Mango eignen sich beispielsweise prima für einen exotischen Fruchtmix. Datteln oder Feigen sorgen für eine extra Portion Süße. Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt – außer der obligatorischen Zugabe der Brennesselblätter!

Giersch-Pesto

Pasta genießen und gleichzeitig Erkältungen vorbeugen? Das gelingt mit Sindys Giersch-Pesto. Hierfür benötigen Sie:

  • 2-3 Handvoll Giersch, fein gehackt
  • 3-4 EL Mandeln oder Sonnenblumenkerne, fettfrei angeröstet und gehackt
  • 75 g Parmesan
  • 150 ml Raps- oder Olivenöl
Zutaten Gierschpesto
Das leckere Giersch-Pesto ist schnell gemacht und gelingt sowohl Hobbyköchen als auch Küchennomaden.

Vermengen Sie das Giersch, die Mandlen und den Parmesan und verrühren Sie die Masse mit dem Öl im Mörser oder mit dem Pürierstab zu einem Pesto. Dieses können Sie frei nach Belieben mit Salz und Pfeffer verfeinern und die Konsistenz Ihrem Geschmack anpassen: „Wurde das Pesto zu flüssig, noch etwas Kerne hinzugeben, ist es zu fest, etwas Öl zugießen“, erklärt Sindy.

Das fertige Pesto können Sie mit Öl übergossen bis zu vier Wochen im Kühlschrank aufbewahren – oder wie die Schöpferin selbst sofort genießen: „Es ist viel zu lecker, um sich so lange im Kühlschrank herumzutreiben – vor allem zu frischem Brot oder klassisch zu Nudeln. Da warte ich auch nicht bis zur Erkältung.“

Sollte Ihnen in der kommenden Gartensaison die Zeit oder die Lust zum Gärtnern fehlen: Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Kräutervielfalt und lassen Sie der Natur freien Lauf. Vielleicht entpuppt sich dann auch Ihr wild wachsender Naturgarten ähnlich wie Sindys (Un)kraut-Paradies als wahre Kräuter-Schatzkammer.

Vielen Dank an Sindy für die Einblicke in ihren Naturgarten und die Tipps zum unkonventionellen Gärtnern.

Bilder: © Sindy Grambow / Unkrautgourmet.de

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